Geografie-LK erkundet den wilden Westen
Noch in der tiefen Nacht brachen die neun Schüler*innen des Geo-Leistungskurs aus der J2 und ihre zwei begleitenden Lehrkräfte Herr Kettner und Herr Künstner in Meßkirch auf, um einen unvergesslichen Roadtrip durch weite Teile des geographischen Westen Deutschlands zu unternehmen.
Die erste Station der Reise führte die Gruppe nach Frankfurt/Main, um beim Plane Spotting mehr über die wichtigste deutsche Global City und den international bedeutsamen Flughafen zu erfahren. Weiter ging es in die Eifel, um dort am Beispiel des größten rheinland-pfälzischen Sees, dem Laacher See, Merkmale der touristisch attraktiven Vulkanregion kennenzulernen. Anschließend reiste die Gruppe in die im Jahr 2021 von einer verheerenden Flutkatastrophe heimgesuchte Stadt Ahrweiler, um auf einer emotionalen Führung die schier unglaubliche Dimension der Hochwasserschäden wahrzunehmen. Hierbei, und auch im Anschluss bei einer Fahrt durchs Ahrtal – inmitten der Weinberge und am mäandrierenden, so harmlos wirkenden Fluss entlang -, zeigte sich die Gruppe schockiert vom Ausmaß der Zerstörung aber auch zutiefst beeindruckt vom unermüdlichen Engagement der Menschen für den Wiederaufbau in der Region. Wie nah Ursachen und Folgen des Klimawandels beieinander liegen, wurde deutlich, als die Gruppe kurze Zeit und nur wenige Kilometer später im Rheinischen Braunkohlerevier nahe Lützerath ankam. Hier erhielt sie einen Eindruck von der Größe der Tagebaue, beschäftigte sich intensiv mit der aktuellen Energiesituation und begriff am Beispiel von ausgestorbenen Dörfern, welche Folgen die Umsiedlung ganzer Ortschaften hat. Ein besonderes Erlebnis stellte der anschließende Besuch in einem Waldcamp dar, wo sich die Gruppe mit einem dänischen Klimaaktivisten über sein Leben im Camp und die aktuelle Klimapolitik austauschte. Am späten Abend in der Ferienwohnung in Oberhausen angekommen, ließ der Kurs den Abend bei Gesprächen über den ereignisreichen Tag und einem leckeren, selbst gekochten Abendessen ausklingen.
Am frühen Morgen des zweiten Exkursionstags besichtigte die Gruppe die Ausstellung „Das zerbrechliche Paradies“ im Industriedenkmal Gasometer Oberhausen. Anhand von faszinierenden Fotografien,Videos und einer monumentalen Skulptur der Erde, konnte hier die Schönheit und zugleich Verwundbarkeit des Planeten in Zeiten des Anthropozäns bestaunt werden. Clan-Kriminalität, No-Go-Area oder Vermüllung – dies sind typische Zuschreibungen für das Stadtviertel Marxloh in Duisburg, das für den nächsten Halt aufgesucht wurde. Im Rahmen einer Stadtteil-Führung erhielt der Kurs authentische Einblicke in das Leben vor Ort. Hierbei wurden zwar vielerorts strukturelle Probleme wahrgenommen, jedoch konnte auch ein sehr positiver Eindruck vom pulsierenden und farbenfrohen Flair des Viertels gewonnen werden. Die Vorstellung verschiedenster Stadtentwicklungsprogramme und der Genuss türkischer Süßigkeiten bewiesen abschließend, dass es sich immer lohnt, vor Ort eigene Erfahrungen zu sammeln, um Vorurteile auszuräumen. Im Laufe des Nachmittags wurden schließlich noch weitere bekannte Duisburger Orte erkundet: Vom Duisburger Hafen – dem größten Binnenhafen Europas – ging es über das Stahlwerk von Thyssen-Krupp, wo in den nächsten Jahren Stahl aus grünem Wasserstoff entstehen wird, zum Landschaftspark Nord. Hier, wo früher noch in einem Hüttenwerk malocht wurde, befindet sich heute eine grüne Großstadtoase, welche als Beispiel für gelungene Industriekultur und -natur gilt. Um die vielen Facetten Duisburgs am Abend an einem besonderen Ort Revue passieren zu lassen, besuchte der Kurs zur Abrundung des Tages das im ganzen Ruhrgebiet bekannte türkische Restaurant
Aladdin Ocakbaşı und genoss z.B. Iskender Kebap, den sie danach bei einer Wanderung zur Achterbahnskulptur Tiger & Turtle abtrainierte, um schließlich mit einem wunderschönen Ausblick auf den beleuchteten Ballungsraum belohnt zu werden. Glücklich und satt ging die Gruppe schlafen, um für den dritten und letzten Exkursionstag gewappnet zu sein.
Um die städtebaulichen Besonderheiten und sozialräumlichen Unterschiede im Ruhrgebiet wahrzunehmen, bereisten die angehenden Abiturient*innen mit ihren Lehrkräften am frühen Morgen die Stadt Essen. Im Stadtviertel Margarethenhöhe lernten sie hier zunächst ein Paradebeispiel für eine sogenannte Gartenstadt kennen, und im Anschluss erfuhren sie am Beispiel des Villenviertels Bredeney – in Kontrast zu den noch frischen Eindrücken aus Duisburg-Marxloh –, wie nah Armut und Reichtum in unserer Gesellschaft beieinander liegen können. Aus dem westlichen Ruhrgebiet ging es schließlich weiter in Richtung östliches Ruhrgebiet nach Dortmund. Hier bestaunte der Kurs am Phoenixsee ein weiteres Beispiel für den Strukturwandel in der Region. Auf der Fläche eines ehemaligen Stahlwerks ist ein attraktives Naherholungsgebiet entstanden, das allen Reisenden als Inspiration für nachhaltige Stadtentwicklung und vielen BVB-Profis als exklusiver Wohnort dient. Mit unzähligen Eindrücken bepackt, brach die Gruppe nun nach Südwestfalen ins Rothaargebirge zur letzten Station ihrer großen Rundreise auf. In einer der waldreichsten und zugleich industriestärksten Regionen Deutschlands thematisierte der Kurs verschiedene Facetten einer bis hierher noch völlig unbekannten Gegend. Auf der Wetterstation am Kahlen Asten bei Winterberg wurde im Rahmen einer Führung beispielsweise erklärt, warum die Region besonders schneereich ist und wie sie sich zu einem beliebten Wintersportgebiet entwickeln konnte. Gleichzeitig wurden auch die Potenziale des Ausbaus nachhaltiger touristischer Angebote diskutiert, um z.B. unabhängiger von künstlicher Beschneiung oder dem zunehmenden Waldsterben zu sein. Einige Kilometer weiter in Bad Berleburg lernten die elf Reisenden schließlich noch das Artenschutzprojekt Wisent-Wildnis am Rothaarsteig kennen, wo sie eines der größten Landsäugetiere Europas in freier Wildbahn sichten konnten. Zur Krönung der Reise entschloss sich das Exkursionsteam schließlich noch, den in der Nähe gelegenen Heimatort von Herr Kettner, Hainchen im Siegerland, anzusteuern. Dieser unterstützte die Idee sehr gern, denn seiner Meinung nach sollte man mindestens ein Mal im Leben dort gewesen sein. Spontan stattete die Reisegruppe daher noch Herr Kettners Familie einen Besuch ab, und tobte sich außerdem auf den Spielgeräten am dortigen Abenteuerspielplatz aus. Auf dem Rückweg nach Meßkirch war sich die Gruppe sofort einig, dass dieser 69-Stunden-Roadtrip durch weite Teile der Bundesrepublik unvergesslich bleibt. Gemeinsam wurden wichtige Abitur-Themen erarbeitet, viele naturräumliche und gesellschaftliche Facetten Deutschlands erkundet, und kurz vor den anstehenden schriftlichen Abiturprüfungen nochmals die ohnehin starke Kursgemeinschaft gestärkt