• Gymnasium unterstützt ein Recycling-Projekt
  • Aussortierte Jeans werden in einer Tonne gesammelt

Südkurier, 22.11.23, von Isabel Michelberger

Einen weiteren Schritt in Richtung Nachhaltigkeit geht das Martin-Heidegger-Gymnasium Meßkirch mit einem Jeans-Recyclingprojekt. Die Elftklässler und ihr Lehrer Constantin Regenauer sammeln alte, ausgediente Jeansstoffe, die sie an ein Start-up-Unternehmen nach Dortmund schicken, wo aus der ausrangierten Kleidung ein neuer Stoff entsteht.

Im Fach Wirtschaft gehören das Konsumverhalten sowie die Kleiderproduktion in China samt ihrer negativen Auswirkung auf die Umwelt und die Ausbeutung der Arbeitskräfte zum Lehrplan. Schockierende Film-Dokumentationen über die Herstellung von Jeans ließen bei den Elftklässlern und Regenauer das Bedürfnis entstehen, selbst aktiv zu werden, um in diesem Bereich zur Kreislaufwirtschaft beizutragen. Mit dem Start-up-Unternehmen Iglu aus Dortmund, das Jeansstoffe sammelt, um sie zu neuen Stoffen zu verarbeiten, fanden sie einen Partner.

„Es gibt einen hohen Verschleiß bei Jeanskleidung“, erläutert Constantin Regenauer. Das liege einerseits an der gesunkenen Qualität, ganz gleich ob es sich um Markenware oder um No-Name-Produkte handle. Andererseits habe es mit der Profitgier der Modefirmen und dem Konsumwahn zu tun. Das Flicken von Löchern gestaltet sich zudem durch die Dehnbarkeit des Stoffes, da fast jede Jeans einen kleinen Anteil Elastan besitzt, schwieriger. „Es ist einem schlichtweg zuwider, wenn man die Filme über die Jeansherstellung in China schaut und nichts machen kann“, beschreibt der Lehrer die Motivation. „Ich finde die Aktion echt cool“, ergänzt Aaron Benkler, den es ärgert, wie in China Kleidung hergestellt wird.

Vor den Sommerferien sei er auf das Start-up-Unternehmen Iglu gestoßen, erzählt Regenauer. Dieses sammelt Jeansstoffe ein, um sie fein zu schreddern. Das Resultat lässt sich dann zu einem neuen Stoff verarbeiten. Normalerweise stellt das Unternehmen Tonnen zur Verfügung, die geleert werden. Da Meßkirch jedoch zu weit ab liegt, wird im Gymnasium eine schwarze Abfalltonne genutzt, um darin in Jutesäcken die Jeansstoffe zu sammeln. Ist genügend beisammen, werden sie per Post nach Dortmund geschickt. „Sogar wenn wir jeden Sack selbst mit dem Auto nach Dortmund bringen würden, wäre die Ökobilanz besser als eine neue Jeans zu produzieren“, kalkuliert der Lehrer. Für das Porto veranstalteten die Elftklässler einen Waffelverkauf.

Maximilian Vogt freut sich sehr, dass die Aktion gut angenommen wird. „Es wäre natürlich toll, wenn wir noch mehr Unterstützung bekämen“, meint Jannik Warken. Den Dreien ist Nachhaltigkeit ein wichtiges Anliegen. „Generell trage ich meine Hosen so lange, bis es nicht mehr geht“, versichert Maximilian. So sehen es auch seine Mitschüler. „Ich versuche, einigermaßen lokal einzukaufen“, beschreibt Aaron sein Konsumverhalten. Er wünsche sich, dass viel mehr Leute bei der Kreislaufwirtschaft mitmachen und darauf achten, was sie konsumieren. Die Elftklässler verstehen beispielswiese nicht, dass die Förderung für das Recycling-Unternehmen durch den Bund ausgelaufen ist. „Wir haben den Eindruck, dass da viel geschwätzt wird, aber nichts passiert“, so Jannik. Und sein Lehrer stimmt ihm zu: „Die Bewegung in Richtung Kreislaufwirtschaft muss von unten, von der Bevölkerung kommen.“

Problemstoff Jeans

Wer die Aktion unterstützen möchte, kann Jeansstoffe, deren Baumwoll-Anteil mindestens 95 Prozent beträgt, in den dafür vorgesehenen Mülleimer werfen. Er steht im Foyer des Martin-Heidegger-Gymnasiums. Ideal wäre es, die Jeans den Schülerinnen und Schülern mitzugeben. Der Wasserverbrauch für eine Jeans ist enorm. Die Pflanze für eine Jeans braucht 10.000 Liter Wasser, um zu gedeihen. Und es gibt aufwendige Waschverfahren, um die Jeans gebraucht aussehen zu lassen.