Kurz vor Beginn der Abiturprüfung 2024 im Fach Geographie lernten die Schüler*innen des Leistungskurses mit ihren Lehrkräften Lars Kettner und Jonas Künstner die bayerische Landeshauptstadt München aus neuen Perspektiven kennen. Insbesondere beschäftigten sich die jungen Geograph*innen mit Prinzipien nachhaltiger Stadtentwicklung und untersuchten wie sich die Stadt ökologischen, sozialen oder ökonomischen Herausforderungen stellt.
Am Beispiel des Werksviertels Mitte, dem Gewinner des Städtebaupreis 2023, lernte die Gruppe ein außergewöhnliches Stadtquartier kennen, das eine Vorstellung vom urbanen Lebensgefühl der Zukunft gibt. Auf dem ehemaligen Fabrikgelände von Pfanni – der Knödel- und Kartoffelbreimarke – wurde ein beeindruckendes Areal geschaffen, das zum „grünen“ Wohnen, Erholen oder Arbeiten einlädt. Auf dem Dach eines der ehemaligen Industriegebäude befindet sich z.B. eine 2500m² große Almschule mit Obstbäumen, Beeten, Ameisenhotels oder einer Herde Walliser Schwarznasenschafen. Auch wurde hier der „freundlichste Ort Münchens für Start-ups“ geschaffen, denn günstigste Büroflächen, Coworking-Möglichkeiten oder auch Gründercafés erleichtern die Entwicklung digitaler Innovationen.
Dass sich die Stadt resilienter gegenüber Naturgefahren aufstellt, wurde am Beispiel der Isar-Renaturierung deutlich. Nachdem der Fluss über lange Zeit in ein kanalartiges Korsett eingebettet war, wurde er in einem aufwändigen Prozess naturnah umgestaltet und bietet nun auf einer Fläche von mehreren Kilometern Schutz vor Hochwasser, neuen Lebensraum für Flora und Fauna sowie eine attraktive innerstädtische Erholungsfläche.
Neben ökologischen gibt es in einer Millionenstadt wie München auch vielfältige soziale Herausforde rungen. Am Beispiel des Glockenbachviertels lernte die Gruppe Ursachen und Auswirkungen inner städtischer Verdrängungsprozesse kennen und überlegte, welche Lösungen es gibt, um den steigenden Mietpreisen oder dem Verlust lokaler Identität entgegenzuwirken. Zudem wurden das Villenviertel
Grünwald und das multikulturelle Bahnhofsviertel besichtigt, wodurch die erheblichen sozialräumlichen Unterschiede im Stadtgebiet wahrgenommen werden konnten. Hierbei blieben sowohl Grünwalder Luxusvillen von FC Bayern-Profis als auch die Gastfreundschaft eines syrischen Bäckers im Bahnhofsviertel positiv in Erinnerung, jedoch wurde ebenso deutlich, wie sehr sich die Lebensrealitäten voneinander unterscheiden.
Diesen Herausforderungen kann nur mit breitem gesellschaftlichem Konsens begegnet werden. Ein Besuch bei PlanTreff, einer Münchener Zukunftswerkstatt zur Stadtentwicklung, zeigte schließlich auf, dass dieser durch Workshops, Ausstellungen oder Stadtspaziergänge hergestellt werden kann. Im spannenden Austausch mit Stadtplaner*innen sowie Münchener Bürger*innen lernte die Gruppe Ziele, Strategien und Maßnahmen kennen, die die Stadt in Bereichen wie Klimaschutz, Mobilität oder gesellschaftlichem Zusammenhalt fit für die Zukunft machen.
Abseits des Schwerpunkts der nachhaltigen Stadtentwicklung, erkundeten die Zwölftklässler*innen weitere geographische Themen. So besichtigten sie den Münchener Flughafen, um den Airbus A380 zu erleben oder Münchens Bedeutsamkeit als Global City zu diskutieren. Auch wurde der Erdbebensimulator im Museum Mensch&Natur besucht, wo die Kraft tektonischer Erschütterungen hautnah gespürt werden konnte und zudem wirkungsvolle Präventionsmaßnahmen vorgestellt wurden.
Der Besuch in einem afrikanischen Restaurant – und die hier erfahrene Gastfreundschaft – sowie die bayerisch-urige Atmosphäre eines Weißwurst-Frühstücks, rundeten die Exkursion kulinarisch ab und stärkten zugleich die Kursgemeinschaft vor den Abitur-Prüfungen.