Eine Woche lang verbrachte die Klasse 11 des Martin-Heidegger-Gymnasium in der deutschen Hauptstadt, um sich mit politischen, historischen und kulturellen Themen auseinanderzusetzen. Die Unterkunft lag im ehemaligen Ostberliner Stadtteil Friedrichshain nahe des Bahnhofs Ostkreuz, was die Mobilität der Gruppe sehr vereinfachte. Das Angebot an Kneipen, Imbissen und Spätis im sehr jungen und hippen Kiez wurde bereits am ersten Abend von den Meßkirchern wahrgenommen, die den lauen Abend bis zum Zapfenstreich voll auskosteten. Die ersten beiden Tage sahen ein straffes Programm vor. Die Stadtführung durch den Arbeiterbezirk Wedding beschäftigte sich mit den Lebensbedingungen der Landbevölkerung, die im 19. Jh. nach Berlin strömte, in der Hoffnung auf ein besseres Leben. Die Realität sah meist anders aus: Verschimmelte, dunkle Wohnungen, miserable hygienische Verhältnisse und harte Arbeitsbedingungen prägten den Alltag. Im Bundesrat bekam die Klasse die Gelegenheit, in einem Rollenspiel das Gesetzgebungsverfahren in der Länderkammer nachzuspielen – für viele ein Aha-Erlebnis, wie komplex die Modalitäten bei der Abstimmung der Landesregierungen sind. Im ehemaligen Stasigefängnis Hohenschönhausen wurde den Jugendlichen von ehemaligen Häftlingen eindrücklich vorgeführt, was es heißt, in einem Staat zu leben, der individuelle Freiheitsrechte nicht anerkennt. Abends ließ sich die Truppe aus Meßkirch vom Berliner Staatsballett beeindrucken, das in einer bildgewaltigen Inszenierung Verdis Requiem aufführte. Einen weiteren Höhepunkt stellte die Führung durch ein Mitglied des Vereins Berliner Unterwelten dar. Im Labyrinth aus alten Bunkeranlagen, U-Bahnschächten und Kellerverbindungen faszinierte unser Führer, ein begnadeter Erzähler, mit Geschichten rund um die Fluchttunnel, in denen DDR-Bürger versuchten nach Westdeutschland zu kommen. Der Theaterbesuch am Montagabend musste leider ausfallen, da aufgrund der Sicherheitskonferenz die S-Bahnen rund um Berlin-Mitte eine Dreiviertelstunde standen und ein Weiterkommen unmöglich machten. Der Besuch des ehemaligen Konzentrationslagers Sachsenhausen, ein Bummel durch Kreuzberg, die Eastside Gallery und ein Open-Air Poetry-Slam in der UFA-Fabrik bereicherten die weiteren Tage in der Hauptstadt. Gekrönt wurde der Aufenthalt mit dem Besuch der Fan-Meile vor dem Brandenburger Tor beim Eröffnungsspiel Deutschland-Schottland. Die Rückfahrt war zwar geprägt von Verspätungen, umgeleiteten und ausfallenden Zügen, Streckensperrungen und fehlenden Lokführern, aber schließlich kamen alle wieder wohlbehalten mit vielen neuen Eindrücken und Erfahrungen in Meßkirch an.